Im Gespräch mit Kirsten Reko
Ein persönliches Selbstinterview, das Einblicke in ihr Kinderbuch "Malbuchgeschichten" gibt.
Wer sind Sie und worum geht es in Ihrem Buch?
Ich bin Kirsten Reko, Mutter, Autorin und Geschichtenerzählerin. Mein Kinderbuch entstand aus spontanen Erzählungen zu Malvorlagen: kurze, liebevoll verschrobene Geschichten, die unterhalten, oft lehren und manchmal therapeutische Resonanzen haben. Zielgruppe sind Eltern und pädagogische Fachkräfte, die praxistaugliche und emotionale Erzählungen suchen.
Woher stammen die Ideen für die einzelnen Geschichten?
Viele Ideen sind aus dem Alltag mit meinen Kindern gewachsen, also Beobachtungen, kleine Missgeschicke, Fragen, die Kinder so stellen, und die spontanen Lösungsversuche beim Vorlesen. Manchmal war es ein einziges Bild in einer Malvorlage, das eine Figur oder eine Wendung ausgelöst hat. Ein Augenzwinkern und Alltagstauglichkeit sind meine Ausgangspunkte.
Wie würden Sie Ihre Arbeitsweise beschreiben?
In diesem Fall arbeite ich spontan was mir so zu einer Malvorlage einfällt. Später setze ich das dann am PC um, skizziere parallel auf Papier und teste Dialoge laut. Texte schreibe ich kompakt: klares Problem, kleine Eskalation, eine einfache, positive Lösung.
Wie haben sich Genre und Stil herausgebildet?
Das ist im Falle dieses Buches aus der Situation heraus entstanden: Meine Söhne verloren beim Ausmalen der Malvorlagen schnell das Interesse. Wenn ich dabei eine Geschichte über die Vorlage erzählte, blieben sie dran.
Wie kann man sich den Inhalt so vorstellen?
Es sind kleine Geschichten die in den Alltag des Kindes übertragbar sind. Das bedeutet : klare Sprache, liebevolle Schrulligkeit, manchmal Reim oder Mini-Gedicht, immer mit Blick auf Vorlesesituationen und pädagogischen Mehrwert.
Welche pädagogischen Ziele verfolgen die Geschichten?
Die Geschichten fördern emotionale Kompetenz, Sozialverhalten und Alltagskompetenzen. Sie helfen beim Benennen von Gefühlen, üben Konfliktlösung, stärken Mut und Selbstwirksamkeit und bieten niedrigschwellige Anknüpfungspunkte für Gespräche über Zahnarztangst, Bettnässen, Teilen oder Verkehrssicherheit. Ich sehe das immer als Gesprächseinstieg, um über ein gerade relevantes Thema zu sprechen, was ja manchmal nicht so einfach ist.
Wie gehen Sie mit heiklen Themen um?
Problemlagen werden kindgerecht formuliert, Lösungen ausprobiert und immer Raum für Gespräche gelassen. Mein heikles Thema ist zum Beispiel das Bettnässen. Statt Angst zu schüren, gebe ich Instrumente: kleine Rituale, Sätze für Kinder, damit sie nicht die Schuld bei sich suchen. Schuld ist ja das kleine Wassermännchen und wenn man die Trockenfee herbeiruft, dann ist alles gut. Das nimmt den Druck vom Kind und hat Aussicht auf Erfolg.
Welche Geschichten eignen sich besonders für den Einsatz in Kita oder zu Hause?
Okay, ich bin keine pädagogische Fachkraft. Ich bin einfach nur eine Mutter. Aber mir fallen da drei kleine Geschichten ein:
1. Der kleine Fips — Einstieg in Kita-Themen; eignet sich für Morgenkreis und Freundschaftsgespräche.
2. Die Schlange Pinki — gut für Gespräche über Vorlieben und Gemeinsamkeiten.
3. Die Geschichte vom Teilen — Morgenkreisaktion mit Teilrunde.
Welche praktischen Tipps haben Sie für Eltern und Pädagogen?
Vorlesen plus Malen funktioniert sehr gut: Kinder malen eine Szene und erzählen, was die Figur fühlt. Kurze Rollenspiele mit zwei Sätzen pro Kind bringen Handlungskompetenz. Fragen wie „Was hätte X noch tun können?“ öffnen Gespräche. Kleine Rituale nach der Geschichte (z. B. ein Trostwort oder ein Mutklopfen) verankern die Lösung.
Welchen Rat geben Sie angehenden Kinderbuchautorinnen?
Schreibe für das Kind, nicht für den Kritiker. Testleser sind unverzichtbar: Kinder, Eltern und Erzieher zeigen schnell, ob eine Geschichte funktioniert. Ton ist alles, weder zu pädagogisch noch zu verspielt. Und: Hab Humor, das merkt man in der Geschichte.
Daraus entnehme ich, dass ihre Kinder diese Geschichten mochten?
Oh ja, und wie. Wenn wir abends zum Vorlesen vor dem Einschlafen kamen und ich fragte, was ich denn vorlesen soll, kam immer sofort die Antwort: "Mamma's Geschichten", womit die Malbuchgeschichten gemeint waren. Das hat mich dann ermutigt diese Geschichten als Buch zu veröffentlichen.
Was sollen Leserinnen und Leser am Ende mitnehmen?
Die Geschichten sollen trösten, Mut machen und Gespräche ermöglichen. Sie sind kleine Werkzeuge für Eltern und Pädagogen: praktisch, emotional und mit einem Augenzwinkern.
